20120107

Montesquieu in Deutschland

            Les écrits de Montesquieu (1689-1755) portant sur l’Allemagne sont peu connus. L’auteur a entrepris un long voyage outre-Rhin au cours duquel il a pris des notes. Elles contiennent à la fois des notations sur la vie quotidienne et les difficultés du voyage et des notes plus élaborées concernant l’organisation politique de l’Allemagne. Ces dernières remarques sont d’autant plus importantes qu’elles reviendront sous d’autres formes dans les grands écrits politiques du philosophe. Un livre récent de l’historien Jürgen Overhoff en rend compte.
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Montesquieu’s writings (1689-1755) on Germany are little known.  The notes that the writer took during his trip accross the Rhine contain both thoughts about daily life and the difficulties of travel, as well as more complex thoughts about Germany’s political organization.  These latter views will later emerge under different forms in the philosopher’s great political works.  A recent book by the historian Jürgen Overhoff retraces these.
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über den Buch von Jürgen Overhoff : Jürgen Overhoff ist Historiker und hat sich mit den pädagogischen Ideen der Aufklärer des 18. Jahrhunderts befasst. Verlag : Société maubeugeoise d’édition, 2011. 
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            Gli scritti di Montesquieu (1689 – 1755) sulla Germania sono poco conosciutie. L’autore francese aveva intrapreso un lungo viaggio dall’altra parte del Reno, nel corso del quale prese alcune annotazioni. Esse contengono allo stesso tempo delle note sulla vita quotidiana, le difficoltà del viaggio ed alcuni appunti più elaborati che trattano dell’organizzazione politica della Germania. Queste ultime osservazioni sono così importanti che  ritornano sotto altre forme nei grandi scritti politici del filosofo illuminista precedente alla rivoluzione del 1789. Un libro recente dello storico Jürgen Overhoff ne rende conto.
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Los escritos de Montesquieu (1689-1755) en Alemania son poco conocidos. El autor ha realizado un largo viaje por el Rin, en la que tomó notas. Que contienen las calificaciones de la vida diaria y las dificultades del viaje y las notas más detalles sobre la organización política de Alemania. Estas últimas observaciones son aún más importantes, ya que volverá en otras formas en los escritos políticos más importantes del filósofo. Un reciente libro del historiador Jürgen Overhoff en los informes.
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            Montesquieu entwikelte seine Gedanken auf langen Reisen durch Frankreich und Europa, wo er Anschauungsunterricht zur Vielfalt der Lebensformen und Verfassingsordnung seiner Zeit erteilt bekam. So etudierte er die von ihn gepriesenen Mechanismen der Gewaltenteilung ertsmals während eines Aufenthaltes in England. Hier erliessen seit der Glorreichen Revolution von 1688 die gewählten Repräsentanten der Bürger gemeinsam mit dem König und den obersten Lords im Parlament von Westminster die Gesetze.
            Seine Reisen sind von allen Kennern seines Lebenswerks dokumentiert worden. Umso erstaunlicher ist es, dass die längste seine politisch-philosophischen Exkursionen bislang nicht die gleiche Aufmerksamkeit gefunden hat : seine Reise nach Deutschland, ins Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
            Obgleich Montesquieu sehr detaillirte Notizen und Briefe über seine Erlebnisse jenseits des Rheins verfasste, sind diese noch gar nicht ausgewertet worden.
            Am Anfangs des Weges zu dieser bedeutsamen Entdeckung steht eine holprige Kutschfahrt.  Kaum hat Montesquieu zu beginn des Monats April 1728 den Rhein überquert, da erleidet sein Wagen unweit von Karlsruhe einen Achsbruch. Wie so viele Deutschlandreisende dieser Zeit verflucht er den schlechten Zustand der Stassen im Reich. In seinem mit grosser Akribie geführten Reisejournal schimpft er, der Unfall sei « une catastrophe ». Gerade hat er noch in einem Brief an dire Pariser Freundin Anne de Courcelles, Marquise de Lambert, grossspurig anerkündigt, das gesamte Reich bereisen zu wollen. Diesen Plan muss er nun notgedrungen abändern.
            Schweren Herzens verzichtet er auf dem Besuch Hamburgs. Eine Tour in die Nördlichste Region des Reiches würde ihn unter den neuen Umständen mehr Zeit kosten, als ihm für die Rundreise insgesamt zur Verfügung steht.
            Er besichtigt zunächst Regensburg, wo der nun wieder vergnügte Montesquieu eine eifersüchtige Freundin in einem Brief nach Frankreich.
            Entlang der Donau fährt er dann weiter nach Wien, in die Jahrhundertealte Residenzstadt der deutsche Kaiser aus dem Hause Habsburg. In den österreichischen Landen besucht er ausserdem noch Graz, Laibach und Triest.
            Von München aus reist er über Augsburg, Ludwigsburg, Mannheim nach Frankfurt am Main, dann durchs Rheinland nach Bonn, Köln und Düsseldorf une weiter nach Münster, Hannover, Braunschweig und Wolfenbüttel.
            Er ergötzt sich an der sehr schönen « und ausserordentlich gefälligen » Landschaft im Süden, besonders im Herzogtum Würtemberg und in der Umgebung von Heidelberg.
            Der Geniesser Montesquieu stellt in Deutschland auch einen ausgeprägten Sinn für die Schönheiten der Künste unter Beweis. Die damals noch grandios ausgestattete Düsseldorfer Gemäldegalerie beeindruckt ihn mit Arbeiten von Rubens, van Dyck, und Raffael weit mehr als die berühmtesten Kunstsammlung Italiens.
            Scloss Nymphenburg, die Sommerresidenz der bayerischen Herrscher, erstrahlt vor ihm in « überbordendem Glanz » und ist, wie er befriedigt notiert, im « besten französischen Stil errichtet ». In der sehr grossen Stadt Köln, die « fast so gross ist wie Paris », besichtigt er die Bauruine des Doms, von der, so scheint ihm, ein ganz eigener Reiz ausgeht.
            Das allerschönste Gebäude jedoch, das er in Deutschland zu Gesicht bekommt, ist das Augsburger Rathaus, dessen prachtvolle Kessetendecke im Goldenen Saal jedem Betrachter ehrfürchtige Bewunderung abnötigt. Dass die Freie Reichsstadt von Protestanten und Katholoken streng paritätisch und im friedlichen Miteinander regiert wird, verstärtkt die erhebende Wirkung des Ortes nur noch mehr. Eine solche démonstration religiöser Toleranz ist zu dieser Zeit in Frankreich nicht denkbar.
            Wiewohl sich Montesquieu in seinem Briefen und Aufzeichnungen als unermüdlicher Protokollant aller noch so trivialen Kleinigkeiten erweist, gilt sein grösstes Organisationsform des Reiches. Deutschland ist, anders als Frankreich, nicht zentralistisch organisiert, sondern verfügt über eine Verfassungsstruktur, die den einzelnen Ländern, Territorien und Freien Städten, aus denen es besteht, grosse Freiheiten lässt. Bayern, Württemberg und Sachsen order Regensburg, Augsburg und Hamburg agieren fast « wie souveräne Staaten ». Und dennoch sind sie allesamt « Glieder » eines « politischen Körpers ». Wie aber, fragt sich der erstaunte Franzose, kann eine derartige « Union » von Staaten « überhaupt funktionnieren, und welche Begriff von Staatlichkeit soll man anwenden, um das Reich zu beschreiben.
Jürgen Overhoff : „[...] als [Montesquieu] Deutschland im Herbst 1729 » sehr betrübt « verlässt, weil er sich dort wohlgefühlt hat, ist er davon überzeugt, dass das Reich, trotz aller Einwände im Grunde einen vorbildlichen Weg politischer Organisation gefunden hat : den Staatsaufbau auf zwei Ebenen. Bändigten die Deutschen Preußen und gewährten sie den Einwohnern der Fürstentümer ähnliche Freiheiten wie den Bürgern der Städte, sei ihr Staatswesen ein völlig neuartiges Musterbeispiel des föderativen, bündischen Organisationsprinzips. Das Potenzial dazu habe das Reich bereits, weshalb Montesquieu es im Esprit des Lois ausdrücklich als République fédérative d’Allemagne bezeichnet, ein Begriff, der sich mit »Bundesstaat « oder, etwas freier, mit » Bundesrepublik Deutschland « übersetzen lässt » (Zeit Online).
            Am 11 Oktober 1729 verlässt er Deutschland, über Holland kehrt er nach Frankreich zurück.

(Extraits du livre de Jürgen Overhoff)